Sally Haslanger: Der Wirklichkeit widerstehen

Sally Haslanger Der Wirklichkeit widerstehen Cover Suhrkamp Verlag

Die amerikanische Philosophin Sally Haslanger bettet ihre Theorien in feministische und antirassistische soziale Bewegungen ein

Frau, Mann, Schwarz, Weiß: Sind diese Kategorien sozial konstruiert oder sind sie objektiv? Die Philosophin Sally Haslinger vom Massachusetts Institute of Technology geht dieser Frage nach und stellt in „Der Wirklichkeit widerstehen – Soziale Konstruktion und Sozialkritik“ sechs Aufsätze zusammen, die weithin als „bahnbrechend“ gelten. Sie entstanden zwischen 1995 und 2017 und behandeln unter anderem die Themen soziale Gerechtigkeit, kausale Rückkopplung- und sogenannte Looping-Effekte.

Sally Haslanger und der feministische Aktivismus

Sally Haslanger Der Wirklichkeit widerstehen Cover Suhrkamp Verlag

Im Vorwort dieser Sammlung erläutert Haslanger ihren biografischen Zugang zum Thema, der sich bereits Anfang der 1980er Jahre öffnete, als sie sich während des Studiums stark im feministischen Aktivismus engagierte, vor allem im Hinblick auf Fragen von Gewalt gegen Frauen und sexueller Belästigung. Ihre Forschungen im Themenfeld haben sich seither systematisch vorgewagt und immer neue Felder betreten. Diesen Weg kann man als Leser:in nun mitgehen.

Sprachlich äußerst versiert und präzise, dabei mit klarem Blick auf den Forschungsstand und mit offengelegten methodischem Visier führt Haslanger durch 25 Jahre ihrer Forschung. Sie beginnt mit der Frage, was überhaupt „natürlich“ sei, bevor sie sich eingehender mit „Gender“ und „Race“ beschäftigt. Dabei geht es Haslanger immer auch um die Frage, ob es überhaupt eine das Wesen des Fräuleins ausmachende Eigenschaft gibt, aufgrund derer „Gender“ als Grundlage einer Politik dienen kann, die sich für die Belange aller Frauen einsetzt?

Die Theorie sozialer Praktiken

Im weiteren Verlauf des Buches beleuchtet sie die Rolle und den Nutzen von Intuitionen, referiert über soziales Wissen, soziale Struktur und Ideologiekritik, die (sozial-)strukturelle Erklärung und landet schließlich bei Rassismus, Ideologie und Bewegungen. Ihre Theorie sozialer Praktiken hat sie vor allem vom Sozialhistoriker William Sewell übernommen. Haslanger spinnt den Faden nun weiter. Unter Rückgriff auf die Sozialpsychologin Judith Howard und arbeitet mit dem Begriff der „soziokognitiver Schemata“. Das ermöglicht ihr, ihre kritische Theorie in feministische und antirassistische soziale Bewegungen einzubetten. Ein lehrreiches und überaus kluges Buch

Sally Haslanger: „Der Wirklichkeit widerstehen – Soziale Konstruktion und Sozialkritik“, Suhrkamp, Taschenbuch Wissenschaft, 283 Seiten, 978-3-518-29774-2, 22 Euro. Beitragsbild: Buchcover

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